Geschichte: Markt Pöttmes

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Marktplatz
Nebelschwaden, die über den Trinkwassergebiet von Gundelsdorf verharren
Momentaufnahme von der Ach
Untergehende Sonne hinter Pöttmes
Mandlachsee
Abendrot bei Pöttmes Foto: Robert Jank

Pöttmes

Am südlichen Ausläufer des Donaumooses unmittelbar am Fuße der dort ansteigenden Hügellandschaft liegt der altbayerische Markt Pöttmes. Mit seiner anderthalb Jahrtausend alten Geschichte gehört der Markt Pöttmes zu den ältesten Kulturstätten in Oberbayern (seit 1972 durch die Gebietsreform zum Regierungsbezirk Schwaben gehörig). Aufgrund vorgeschichtlicher Forschungen weiß man jedoch, daß unsere engere Heimat schon in der Jungsteinzeit und in der folgenden Bronzezeit, etwa 2000 vor Christi besiedelt war. Die um 500 vor Chr. von Westen her eingewanderten Kelten wurden nach der Besetzung durch die Römer, um 15 v. Chr. innerhalb weniger Jahrhunderte völlig romanisiert. In der Römerzeit bis etwa 500 n. Chr. gehörte unsere Heimat zu der östlich bis an den Inn reichenden römischen Provinz Raetien mit "Augusta vindilicorum" (Augsburg) als Hauptstadt. Nach Verfall der römischen Herrschaft in Raetien und mit der Anfang des 6. Jahrhunderts einsetzenden Einwanderung der Bajuwaren beginnt die eigentliche bayerische Geschichte.

Ohne Zweifel ist Pöttmes eine Ursiedlung aus der Zeit der Bajuwarischen Landnahme, also um die Mitte des 6. Jahrhunderts. Der Ortsname, erstmals als "Petinmos" erwähnt, deutet auf den Gründer hin. Vermutlich handelt es sich um einen bajuwarischen Sippenältestennamen "Peto", also bedeutet "Petinmos" soviel wie das Moos des Peto. Urkundlich wird Pöttmes erstmals um das Jahr 820 im Traditionsbuch "Liber traditionum" (Bett im Moos) des Bistums Freising genannt. Die Nachrichten aus diesen ersten, urkundlich belegten Jahrhunderten sind spärlich. Zumeist handelt es sich um Schenkungen oder Gerichtszeugen aus der Pöttmeser Gegend. So hörten wir von unserem Ort anno 883 als "Petinmoso", in den Urkunden der Bischöfe von Eichstätt im 10. Jahrhundert als "Petimos" und 1179 als "Bettmos".

  • Pöttmes wird im Marktgemeinderat von den Gemeinderäten Wolfgang Baierl, Dominik Fischer, Hubert Golde, Thomas Golling, Manfred Graser, Jürgen Mayer, Stefan Mayer, Marina Mörmann, Anton Neukäufer, Erich Poisl, Gerhard Schnell und Johann Steiger vertreten.

Hochmittelalter

Im Hochmittelalter im Besitze der Grafen von Lechsgemünd-Graisbach verkaufte anno 1280 Graf Bertold die Vogtei über das Dorf Bettmos an Hiltprant von Gumppenberg. Seitdem ist die Ortsgeschichte bis zum heutigen Tage aufs engste mit der freiherrlichen Familie von Gumppenberg verbunden, die zu den ganz wenigen Familien in Bayern zählt, die 700 Jahre hindurch immer am selben Platz geblieben sind. Das Gemeindewappen versinnbildlicht seit dem 14. Jahrhundert u.a. die Seerosenblätter des Gumppenberg'schen Wappens. Die "Vogtei Bettmos" war aber Lehen der Bischöfe von Eichstätt, die 1298 hier einen Vikar bestellten. Das Patronatsrecht über die Pfarrei hatte jedoch das Frauenkloster Monheim. Anno 1310 erlangten die Herren von Gumppenberg, die schon vorher aufgrund ihrer Verdienste von den bayerischen Herzögen zu Vitztumen und anderen höheren Ämtern ernannt wurden, für Pöttmes die Hohe Gerichtsbarkeit. Der Blutbann, der Vollzug der Todesstrafe, blieb jedoch dem herzoglichen Landrichter von Rain vorbehalten. 1324 verlieh "Ludwig der Bayer" Pöttmes die Marktrechte mit einer stadtähnlichen Verfassung mit Sitz und Stimme im Alten Bayerischen Landtag, welcher 1403, 1420, 1421 und 1447 in Aichach tagte.

Die entscheidende Gewalt verblieb nach wie vor bei der Ortsherrschaft. Damals entstanden auch die Befestigungen des inneren Marktes mit Mauern und Gräben, die zum Teil heute noch sichtbar sind. 1392 kam Pöttmes an die Herzöge der Linie Bayern-Ingolstadt, und 1449 erhielten die von Gumppenbergs die Hochgerichtsbarkeit zu Lehen. Das "Halshochgericht" erstreckte sich auf den Markt allein. Der Richtplatz wurde vom Galgenmösl auf den Galgenberg an der Straße nach Neuburg verlegt. Mancherlei Privilegien für Pöttmes erwirkte die Ortsherrschaft noch bei den bayerischen Herzögen, bis die Schrecken des 30-jährigen Krieges dieser Entwicklung ein Ende setzten. Zu den Kriegsnöten kam "das große Sterb" die Pest. Innerhalb weniger Wochen raffte der Schwarze Tod damals von rund 700 Einwohnern 330 hinweg.

1632 - 1933

Im wechselnden Kriegsgeschehen, besonders in den Jahren 1632, 1633 und 1634 zog der Schwedenkrieg mehrmals über unsere Heimat hinweg. Auch König Gustav Adolf kam auf seinem Marsch von Augsburg nach Ingolstadt durch Pöttmes. 1633 fand in der Nähe eine Schlacht statt, deren Verlauf beiden Parteien ca. 800 Tote kostete. Im gleichen Jahr wurde der Markt eingeäschert; es sollten 65 Jahre vergehen, bis dieser wieder aufgebaut war.

Schon 1704, im Spanischen Erbfolgekrieg, ereilte Pöttmes das gleiche Schicksal durch die Engländer, wobei auch das Stammschloß auf dem Gumppenberg in Flammen aufging.  Truppendurchzüge und manch andere Härten brachten auch der Österreichische Erbfolgekrieg (bis 1745) sowie die napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit der Entwicklung des Verkehrswesens, Mitte des vorigen Jahrhunderts, erhielt der Markt einen schweren Rückschlag, weil Pöttmes keinen Eisenbahnanschluß bekam. Zäher Fleiß und oft Bedürfnislosigkeit waren für viele Jahrzehnte die Geschichte der Pöttmeser.

Der deutsch-französische Krieg 1870/71 hat in Pöttmes vier Opfer gefordert. Im Weltkrieg 1914/18 sind von Pöttmes allein 75 Männer, darunter zwei Offiziere und mehrere Unteroffiziere, gefallen. Dann kam die Räteherrschaft. Auch damals ging es im Ort hoch her. Die Inflation machte die Ausgabe von Notgeld erforderlich.

1910 erfolgte die Elektrifizierung, 1921 wurde die Besiedlung des nordwestlich liegenden Geländes in Angriff genommen. Diesen Besiedlungsraum stellte Johann Freiherr von Gumppenberg unentgeltlich zur Verfügung. Er betrug 18 Tagwerk. 1928 wurde das Wasserleitungsnetz fertiggestellt.

1933 erfolgte auch in Pöttmes die Machtübernahme durch nationalsozialistisch gesinnte Männer. Neben dem Bürgermeister fungierte nunmehr ein Ortsgruppenleiter.

Im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg 1939/45 mußten an den verschiedenen Kriegsschauplätzen 59 Pöttmeser ihr Leben lassen. Nach Kriegsende 1945 waren durch viele Flüchtlinge und Evakuierte wiederum schwere Lasten zu tragen. Der Markt erreichte 1948 mit 2800 Einwohnern die höchste Einwohnerziffer vor der Gebietsreform. Hier war es die oft bewährte Zusammenarbeit von Marktgemeinde, der freiherrlichen Familie und der Bürgerschaft, daß auch diese Schwierigkeiten gemeistert werden konnten. 1943 übernahm Karl Hofmann sen. das schwere Amt des Bürgermeisters. Dieser verhütete durch seine Besonnenheit und Umsicht manches Unheil, das diese Zeit heraufbeschwor. In der Zeit nach dem Kriege war vieles durchzustehen und zu überwinden. Die Pöttmeser Bürger ließen sich jedoch nicht entmutigen und gingen daran, neue Lebensgrundlagen zu schaffen. Auch die Neubürger schlossen sich dieser Aufbauarbeit an und wurden in die Gemeinschaft integriert.

Insbesondere im Wohnungsbau wurde in dieser Zeit viel geleistet. Es wurden neue Wohngebiete erschlossen, so am Mittelweg, Laichanger, Hochfeld, Unterfeld, Siedlerstraße und Ringstraße. Ferner entstand die Kanalisation, die Kläranlage, man baute neue Straßen und erweiterte die Wasserversorgung. 1964 erfolgte der Neubau der Volksschule, dem sich 1969 ein Anbau anschloß. Der große Aufschwung des Vereinslebens drückt sich in den ca. 60 Vereinen des Gesamtgemeindebereiches aus.

1974 - 1999

1974 fand in Pöttmes die 650-Jahr-Feier der Markterhebung statt, wobei mit einem großen Festzug die Geschichte des Marktes und seiner Vergangenheit Revue passierte.

Die Gebietsreform brachte es mit sich, daß aus dem oberbayerischen ein schwäbisches Pöttmes wurde. Dies war ein Bruch uralter Stammestradition. Mancher Pöttmeser, der damit nicht so recht einverstanden war, nennt sich daher heute noch "Mußschwabe" (88 % der Bevölkerung wählten Neuburg als Kreisstadt und den Verbleib in Oberbayern). Im Rahmen der Gebietsreform wurden 12 Ortsteile, nämlich Ebenried, Gundelsdorf, Handzell, Immendorf, Osterzhausen, Schnellmannskreuth aus dem Landkreis Aichach-Friedberg Echsheim, Kühnhausen, Reicherstein, Schorn, Wiesenbach aus dem Landkreis Neuburg und Grimolzhausen aus dem Landkreis Schrobenhausen eingemeindet. Der Ortsteil Klingsmoos wurde zur Gemeinde Königsmoos ausgemeindet.

Der Markt Pöttmes hat jetzt rund 6.250 Einwohner in 1.800 Haushaltungen und rund 83 qkm Gesamtfläche. Der gemeindliche Bauhof hat rund 80 km Ortsstraßen und Ortsverbindungsstraßen sowie 350 km öffentliche Feld- und Waldwege zu unterhalten. Ferner durchschneiden bzw. berühren die Staatsstraßen 2035, 2045, 2047 und 2049 sowie die Kreisstraßen AIC 1, 27 und 28 den Gemeindebereich. Die Gemeindebücherei weist einen Bestand von 6.500 Büchern auf. An Baumaßnahmen sind in den Jahren zwischen 1977 und 1990 der Kindergarten, die neue Kläranlage, die Umgehungsstraße, verschiedene Straßenbaumaßnahmen, die Schulsportanlage und das Feuerwehrgerätehaus in Pöttmes und in den Ortsteilen durchgeführt worden. Von 1992 bis 1996 wurden die Wohngebiete "Dr.-Franz-Hefele-Straße" und "Schillerstraße" sowie die Gewerbegebiete "Am Galgenfeld" und "Rudolf-Diesel-Straße" erschlossen. Zuletzt, im Jahr 1999 und im laufenden Jahr 2000, verwirklichte man den langgehegten Wunsch und Plan des Ökologischen Ausbaues vom Schimmelwiesbach.

1999 feierte man wieder im großen Stil: Die 675-Jahr-Feier wurde für die zahlreichen in historischen Gewändern gekleideten Mitwirkenden ein unvergeßliches Fest. Pöttmes weist eine landwirtschaftlich gewerbliche Mischkultur auf und liegt in jenem berühmten Spargelgebiet, das alljählich ganze Scharen von Feinschmeckern ins Land schwärmen läßt. Durch herrliche, ausgewiesene Wanderwege lassen sich die überschüssigen Pfunde leicht wieder abtrainieren.